Ein Team der UZH hat gezeigt, dass erfolgreiche Reparaturen mit der Genschere CRISPR zu unbeabsichtigten und folgenschweren neuen Gendefekten führen können. Bild:  LJNovaScotia/Pixabay

Genreparatur im klinischen Umfeld birgt Risiken

Mit der Genschere CRISPR lassen sich Mutationen in der DNA sehr präzise korrigieren und damit die Ursachen für Erbkrankheiten beheben. Jedoch hat ein Team aus Grundlagenforschenden und Ärztinnen des klinischen Forschungsschwerpunkts ImmuGene der Universität Zürich (UZH) jetzt im Laborversuch herausgefunden, dass es dabei zu unbeabsichtigten und folgenschweren neuen Gendefekten kommen kann.

Seine Entdeckung machte es laut einem Bericht der UZH bei der Korrektur der DNA-Sequenz eines Gens namens NCF1. Diese Sequenz ist für die seltene Erbkrankheit chronische Granulomatose verantwortlich. Teamleiterin Janine Reichenbach bezeichnet die erfolgreiche Reparatur als „vielversprechendes Ergebnis“. Sie ist Professorin für Somatische Gentherapie am Universitäts-Kinderspital Zürich und am Institut für Regenerative Medizin der UZH.

Doch wiesen die reparierten Zellen danach Fehler auf. Der Grund dafür ist eine Besonderheit des NCF1-Gens: Es liegt auf dem Chromosom gleich dreimal vor, einmal als aktives Gen und zweimal in Form von sogenannten Pseudogenen.

Weil die Genschere CRISPR zwischen ihnen nicht unterscheiden kann, schneidet sie den DNA-Strang gelegentlich an mehreren Stellen durch. Beim erneuten Zusammenfügen werden ganze Genabschnitte falsch angeordnet oder fehlen. Dies kann unabsehbare medizinische Folgen haben. Verschiedene versuchte Massnahmen konnten dieses Risiko bisher nicht beheben.

„Diese Studie zeigt sowohl die vielversprechenden als auch die herausfordernden Aspekte von CRISPR-basierten Therapien auf“, resümiert Mitautor Martin Jinek, Professor am Biochemischen Institut der UZH. „Aber es braucht noch mehr technologische Fortschritte, die die Methode in Zukunft sicherer und effektiver machen.“ ce/mm